Exhibitionismus

Was ist ein Exhibitionist?
Häufig handelt es sich hierbei um einen Mann, der bewusst seine Genitalien zur Schau stellt, vor allen denjenigen, die ihn mit Sicherheit so nicht sehen wollen.

Beispielsweise springt er in einem Park hinter einem Baum hervor, öffnet seinen Mantel und steht splitternackt vor Personen, die mit so einem Erlebnis nicht gerechnet haben.
Oftmals stimuliert er sich noch dabei, was den Schock noch größer werden lässt.
Er kennt die Menschen nicht, die er auswählt, um sich denen freizügig zu präsentieren.
Er wählt Personen nach dem Zufallsprinzip aus, die ihn aus seiner Beobachtung heraus zusagen und zeigt sich ihnen, so wie er es tun möchte.
Er zwingt andere, ihn so wahrnehmen zu müssen, wie er das will.
Passanten, die solch einer Situation ausgeliefert sind, sind zumeist durch solch ein unvorhersehbares Erlebnis geschockt.
Sie wissen nicht, was sie damit anfangen sollen. 

Wenn wir uns diesem Thema, dem Entblößen der Genitalien, um ein bewusstes Schockerlebnis für Fremde, sprich Passanten, auszulösen, nähern wollen, müssen wir erst einmal überlegen, was denn derjenige, der sich anderen nackt zeigt, mit seiner Handlung erreichen will.
Er zeigt sich entblösst in seiner vollen Pracht, zwingt und konfrontiert andere mit seinem Körper, die ihn so nicht sehen wollen.
Er überrascht Menschen, wie du und ich, zumeist ohne sie zu kennen oder sie vorher über eine längere Zeit bewusst ausgewählt zu haben.

Sein Ziel ist es, sich diesen Menschen entblößt zu offenbaren, darüber bekommt er einen hohen Stellenwert und Aufmerksamkeit.
Er braucht den Überraschungsmoment.
Es ist sein Spiel, um das es geht.
Er bestimmt die Regeln.
Er fragt keinen, ob er Mitspieler werden möchte.
Er zwingt sie, sein Spielfeld zu betreten.
Er ist der Überlegene, der genau weiß, was er will: Er will gesehen werden. Er will wahrgenommen werden, in seiner Größe, in seiner Vollkommenheit.
Er braucht keine Kleidung.
Er braucht keine Verkleidung.
In seiner Welt ist er perfekt und will sich als Kunstwerk zur Schau stellen.
Er braucht sein Publikum, welchem er sich splitternackt offenbaren kann.
Das ist sein Wunsch, den er sich erfüllt.

Die ungewollt konfrontierten Mitspieler sind geschockt, darüber bekommt er seine ersehnte Aufmerksamkeit.
Dass er sich dabei strafbar macht, nimmt er in Kauf.
Zumeist verschwindet er genauso schnell wieder, wie er gekommen ist.
Er plant seine Vorhaben.
Er kalkuliert das Risiko ein.
Es reizt ihn, andere in sein Boot der Lust zu ziehen.

Doch was ist es wirklich, was ihn veranlasst, dies zu tun?
Was reizt ihn daran?
Wenn wir sein Verhalten genauestens unter die Lupe nehmen, dann erkennen wir, dass es sein dringender Wunsch sein muss, wahrgenommen zu werden, in seiner Vollendung, in seiner Körperpracht.
Würde er gekleidet durch die Gegend laufen, würde ihn keiner sehen und genau das ist der Punkt.

Höchstwahrscheinlich wurde er auch schon in seiner Kindheit zu wenig beachtet.
Er fühlte sich mit Sicherheit nicht angenommen.
Wahrscheinlich hat er sich so gefühlt, als würde er nicht gesehen werden, als wäre er unwichtig.

Nun versucht er im Erwachsenenleben dieses Manko auszugleichen, indem er dafür sorgt, dass er wahrgenommen wird.
Er zwingt andere, ihn zu sehen und das kann er nur erreichen, indem er andere zwingt, sich mit ihm auseinandersetzen zu müssen.
Er konfrontiert sie.
Er stellt sich ihnen zur Schau, so dass sie nicht vorbeisehen können.
Er tut etwas, was sonst keiner tun würde.
Er muss sich aus der Masse hervorheben, um wahrgenommen zu werden.
Das Entsetzen und die Aufmerksamkeit, die er über seinen Auftritt empfängt, ist das, was ihn reizt und was ihn ausmacht.
Er bekommt die volle Aufmerksamkeit, doch nicht nur in dem Moment, wenn er sich zeigt, sondern auch hinterher, wenn die Menschen, die ihn gesehen haben, über ihn sprechen und nachdenken, denn diese müssen den Schock erst einmal verarbeiten.

Auf einmal steht er im Mittelpunkt: Nun ist er wer.
Er ist wichtig und genau das möchte er sein.
Dieses Erleben wird ihm eine zeitlang eine Art von Befriedigung schenken, doch diese wird nur solange reichen, bis ihn sein Trieb wieder packt und er sich erneut zeigen muss.

Viele Männer masturbieren auch, während sie sich zeigen oder aber auch später.
Das ist ihr Spiel der Macht, welches keiner haben will.
Die entsetzte Regung der Zuschauer erregt ihn, so dass er Lust dabei empfindet.

Leider müssen wir an dieser Stelle aber auch Exhibitionierten erwähnen, die sich ganz bewusst Kindern nackt zeigen, denn hinter dieser Facette verbirgt sich enorm viel sexuelle Lust.
Zumeist hat der Exhibitionist das Verlangen, sich Kindern nackt zu zeigen, um sich in seiner Fantasie auszumalen, dass die ausgewählten Kinder sich seiner bedienen würden.
Oftmals packt er sich selbst an und masturbiert kurz vor ihnen.
Er zeigt sich, erschreckt sein Umfeld und doch trägt er zumeist andere Wünsche in sich, als die, die gerade zur Schau getragen werden.

Solch ein Wunschverhalten ist sehr gefährlich und muss unterbunden werden.
Man darf nicht über die Grenze eines anderen gehen, vor allem bei Kindern nicht.
Sollte man solche Ambitionen in sich tragen, dann sollte man sich dringend Rat suchen, damit sich aus einer Faszination kein Leidensweg entwickeln kann.

Exhibitionismus ist bei Männern häufiger anzutreffen als bei Frauen. Interessanterweise schreibt das Gesetz wohl vor, dass er sich strafbar macht, wenn er sich entblößt.
Doch wo bleibt die Strafe für eine Frau, die ähnliches tut?
Dieser Frage sollte man mal nachgehen…

 

Die Autorin Sabine Guhr-Biermann

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